Kläranlage Weinheim
Kläranlage Weinheim erzeugt rund 150% des eigenen Strombedarfs selbst
Abwasseraufbereitung ist eine energieintensive Angelegenheit – früher waren es die Kläranlagen, die für einen Großteil des von den Gemeinden benötigten Stroms verantwortlich waren. Inzwischen gehören Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zur Stromerzeugung schon standardmäßig zu Abwasser-Aufbereitungsanlagen dazu. Auch die Kläranlage Weinheim des Abwasserverbandes Bergstraße macht da keine Ausnahme. Mit zwei Blockheizkraftwerken der Marke MWM erzeugt die 1977 in Betrieb genommene und 1993 komplett umgebaute Kläranlage vor den Toren Weinheims an der Bergstraße Strom aus Faulgas. „Mit unserer besonders effizienten und immer wieder optimierten Anlage decken wir nicht nur unseren kompletten Jahres-Strombedarf selbst, sondern können jährlich noch bis zu 1.800 MW ins öffentliche Stromnetz einspeisen“, erklärt Klärmeister Manuel Ritter stolz. Mit 24 Jahren ist Manuel Ritter der jüngste Klärmeister Deutschlands, er erhielt schon mit 22 seinen Meisterbrief.
Abwasseraufbereitung über Landesgrenzen hinweg
Im Abwasserverband Bergstraße sind die hessischen und baden-württembergischen Gemeinden Weinheim, Viernheim, Birkenau, Hemsbach, Hirschberg, Laudenbach und der Abwasserverband „Grundelbachtal“ zusammengeschlossen. Zurzeit werden in der Weinheimer Kläranlage die Abwässer von rund 170.000 Menschen biologisch aufbereitet und gereinigt. Ausgelegt ist die Anlage aber auf die Abwasser-Reinigung von 230.000 bis 240.000 Einwohnern. Zwischen 20.000 und 130.000 m3 Abwasser (je nach Regenmenge) verarbeitet die Anlage pro Tag, dabei fallen täglich bis zu 7 t Faulschlamm bei der Wasseraufbereitung an.
Die für das optische Bild von Kläranlagen charakteristischen Faulbehälter erzeugen damit etwa 2.400.000 m3 Faulgas pro Jahr. „Unsere Anlage ist darauf ausgelegt, bei der Vergärung eine besonders hohe Gas-Ausbeute zu erzeugen, durch Filterung und Trocknung erhöhen wir den Wirkungsgrad“, verdeutlicht der Klärmeister die Energie-Effizienz des Klärwerks.
Vorsorge gegen Stromausfälle und Netzstörungen
„Wir haben bis jetzt zwei KWK-Anlagen mit je einem 400 kWel und einem 600 kWel-Aggregat von MWM. Ein drittes BHKW mit 600 kWel von MWM ist gerade im Bau und soll Ende 2014 betriebsbereit sein“, erklärt Manuel Ritter. „So decken wir nicht nur mehr als 100 Prozent unseres eigenen, nicht unerheblichen Strombedarfs, die gleichzeitig erzeugte Wärme nutzen wir für die Heizung unserer Gebäude und der Faultürme, die für die Vergärungsprozesse eine Temperatur von 37°C brauchen.“
Die Gasaggregate der KWK-Anlagen beim Abwasserverband Bergstraße kommen pro Jahr auf rund 7.500 Betriebsstunden. Das dritte BHKW, das sich noch im Bau befindet, ist ein Redundanz-Aggregat, da der Ausfall eines BHKWs unnötige Energiekosten verursachen würde. Mit dem dritten MWM TCG 2016 V12 Aggregat steht so eine leistungsfähige Anlage als „Stand-by-BHKW zur Verfügung. Seit der Inbetriebnahme des Klärwerks 1977 funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem Abwasserverband und dem Mannheimer Gasmotoren-Hersteller reibungslos.
Ein weiterer Beleg für die Energie-Effizienz der Wasseraufbereitungsanlage ist auch der Einsatz von Sonnenenergie – zusätzlich zu den BHKWs hat der Abwasserverband Bergstraße über 5.000 m2 Photovoltaik-Fläche auf den Dächern der Kläranlagengebäude installiert, die einen Ertrag von bis zu 560.000 kWh/Jahr bringt. Zusammen mit den Blockheizkraftwerken werden so bis zu 162 Prozent des Eigenbedarfs an Strom erzeugt.
Kläranlage Weinheim
Abwasserverband Bergstraße
Altau 10
69469 Weinheim/Bergstraße
Deutschland
Technische Daten Kläranlage
Abwassermengen: | 20.000 – 130.000 m3/Tag 12.000.000 – 18.500.000 m3/Jahr |
Faulschlamm: | ca. 7 t/d (Feststoff) |
Faulbehälter: | 3 Faulbehälter, je 4.700 m3 |
Gaserzeugung: | ca. 2.400.000 m3/Jahr |
Stromerzeugung: | ca. 5.600.000 kWh/Jahr, entspricht ca. 147 % des Eigenbedarfs |
Wärmeabgabe: | ca. 5.340.000 kWh/Jahr |
Inbetriebnahme: | 1977 |