100 JAHRE MARKE MWM

1987

Geheimnisvolle „Verschlusssache“

WC-Anschluss saugte Luft an und verlangsamte die Schiffsschraube

Ein besonderer MWM Moment von Prof. Dr.-Ing. Hubert Hitzinger

So fing alles an: Im Zuge der Remotorisierung eines größeren Binnenschiffes wurde auch der Wohnraum modernisiert; u.a. ersetzte man die Freibord-Toilette durch ein WC mit Wasserspülung. Doch hatte diese Maßnahme für das Schiff kuriose Folgen: Trotz der höheren Leistung der neuen MWM Hauptmaschine wurde die vorgesehene Geschwindigkeit nicht erreicht

Nach etlichen Verzögerungen und Reklamationen drohte der Partikulier, also der auf dem Schiff wohnende Eigner, mit Kündigung und Regress. Eine letzte Probefahrt auf dem Rhein von Mannheim nach Karlsruhe wurde den MWM Ingenieuren zugestanden. Inzwischen war auch die Ehefrau des Partikuliers an Bord gekommen.

Nun, das Schiff tuckerte wie gehabt allzu gemächlich dahin. Und da passierte es: Ein gellender Schrei drang aus der Kajüte! Gleichzeitig machte das Schiff einen gewaltigen Satz nach vorne und pflügte nur so durchs Rheinwasser. Der Schrei kam aus Richtung des neuen WC. Dort fand man die völlig verstörte Frau des Partikuliers, buchstäblich festgesaugt auf der französischen Toilettenschüssel. Die Dame konnte diskret befreit werden – und sofort verlor das Schiff wieder an Fahrt!

Nach eingehender Untersuchung der Anlage fand sich die Erklärung: Bei den Umbauarbeiten auf der Werft hatte man den Abgang der neuen Toilette neben das Steven-Rohr vor die Schiffsschraube verlegt. Diese saugte nun ständig Luft durch den WC-Abfluss an, wo sich dann ein enormer Unterdruck aufbaute. Natürlich ging durch die vorgelagerte Luft auch der Wirkungsgrad des Propellers in den Keller. Der „verlängerte Rücken“ der stattlichen Dame hatte diesen Falschluftkanal wie ein Pfropfen jäh verschlossen. Dadurch erreichten Propeller und Geschwindigkeit urplötzlich wieder die geplanten Werte. Allerdings war die Dame durch den Unterdruck zugleich auf der WC-Schüssel festgesaugt worden – ihr Schreckensschrei nur zu verständlich.

Mit wenigen geeigneten Maßnahmen konnten die Ingenieure von MWM das Problem rasch beheben – der Partikulier und seine Frau waren zufrieden.

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Bildnachweis

Foto: Rhein und Kaiserdom in Speyer (© Nailia Schwarz, Adobe Stock)